Was macht gute Aufzucht aus?

Welpen machen in sehr kurzer Zeit eine unglaubliche Entwicklung durch. In den ersten zwei bis drei Wochen sind die Zwerge noch blind und taub. Es geht hauptsächlich ums wachsen. Mama sorgt für die richtige Ernährung und wärmt die Welpen, die ihre Körpertemperatur noch nicht selbstständig regulieren können. Meine Welpen kommen in ruhiger Umgebung im Haus zur Welt, Besuch ist in dieser Zeit noch tabu, denn Mama hätte Stress mit fremden Menschen und möchte ihre Welpen mit niemandem  teilen und Stress nehmen die Kleinen schon deutlich wahr. Außerdem kann jede Infektion für die Kleinen noch den Tod bedeuten.

Wenn die Kleinen dann die Augen geöffnet haben und ihre Wurfkiste nicht mehr ausreichend Platz für Erkundungsgänge bietet, ist es jedoch vorbei mit der Ruhe. Mama ist jetzt nicht mehr rund um die Uhr bei ihren Zwergen, der Rest des Rudels darf schon mit Babysitten und Besuch ist jetzt herzlich willkommen. Ab nun beginnt auch die aktive Sozialisierung durch den Züchter.

Man muss wissen, dass Welpen ein anderes Lernverhalten haben, wie erwachsene Hunde. Welpen lernen verallgemeinert. Das heißt sie lernen z. B.  nette Kinder kennen und schließen daraus, das alle Kinder nett sein müssen. Als erwachsener Hund wird er jedes Kind freudig  empfangen und wenn er mal einen nicht Nettes trifft, wird es als Ausnahme gesehen.  Ein erwachsener Hund dagegen, der in seiner Prägephase Nichts, oder gar Schlechtes kennen gelernt hat, wird in seinem späteren Leben bei jedem neuen Menschen zunächst einmal skeptisch sein und jede neue Situation einzeln bewerten müssen.  

Diese Prägephase dauert ungefähr bis zum Abschluss des vierten Monats. Es ist also unerlässlich, dass der Welpe bis dahin mit vielen Umweltreizen in Kontakt kommt und sie als alltäglich und normal kennen lernt. Er sollte bis dahin rund 100 Menschen verschieden Alters und Geschlechts, Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen und mit verschiedener Hautfarbe kennen gelernt haben.  

Gleiches gilt auch für Hunde. Im Spiel, möglichst auch mit verschiedenen Hunderassen lernt der Welpe die Körpersprache kennen. Der Russkiy Toy hat eine sehr deutliche Körpersprache, da er recht große aufgestellte Ohren hat, eine frei bewegliche Rute und eng anliegendes Fell. Diese Körpersprache erlernt er schon von seiner Mutter. Nun gibt es aber auch Hunde die einen Ringelschwanz haben, Schlappohren, und ein Fell das so lang ist, das man Augen, einen aufgestellten Kamm, oder die gefletschten Zähne kaum erkennen kann. Auch drin sollte so ein Welpe geschult werden, um später entsprechend reagieren zu können.

Die Stubenreinheit ist ebenfalls etwas was in der Prägungsphase bereits eingeleitet werden sollte. Würden meine Welpen komplett im Haus aufwachsen, würden sie lernen ihr Geschäft im Haus zu verrichten, es ist für den Welpen also normal! Daher ziehen meine Welpen in den Garten. Dort haben sie ein eigenes Haus, mit ganztägiger Möglichkeit des Auslaufes auf natürlichen Untergründen. Für sie ist es dann normal dort ihr Geschäft zu verrichten. Im Haus suchen sie dann nach diesen natürlichen Untergründen und man kann, wenn man aufpasst schnell eingreifen und zeigen, wo sie ihr Geschäftchen hinterlassen dürfen.

Neben meinem Welpenhaus, dass schon sehr viel Reize bietet, wie verschiedene Untergründe, Bällchenbad, Wackelbrett, Schrägen, ein Baum der Schatten spendet, aber auch Geräusche macht, wen der Wind die Blätter bewegt, oder Tauben darauf ein Päuschen machen, ... biete ich meinen Welpen auch regelmäßige Ausflüge. Z. B. in eine Kinderspielscheune. Dort gibt es neben Kindern auch verschiedene andere Tiere, einen riesen Sandberg zum klettern, knisterndes  Heu, Wasser zum planschen ... 

Autofahren, Bus fahren, in die Stadt fahren ........................ alles sollte in dieser Zeit schon kennen gelernt worden sein.

Vielleicht können sie jetzt erahnen, wie Zeitaufwendig die Aufzucht eines gut sozialisierten Welpen ist. Bei manchen Sachen muss ich als Züchter auch sagen, das ist nicht zu leisten! Einfach weil ein Tag nur 24 Stunden hat und auch ein Züchter nur zwei Hände. Daraus ergibt sich für mich auch der optimale Abgabezeitpunkt. Der liegt bei einem Russkiy Toy zwischen der achten und zwölften Woche. Wählt man den Abgabezeitpunkt später, wird der Welpe hauptsächlich auf ein Rudel sozialisiert. Da aber die wenigsten Hunde in einem Rudel gehalten werden, ist die Sozialisierung in der Familie sinnvoller.  Mit 12 Wochen ist die Prägungsphase noch nicht abgeschlossen, was vom neuen Besitzer ein gewisses Maß an Wissen und Initiative voraussetzt, seinen Welpen weiter optimal zu Prägen. Dabei  unterstütze ich als Züchter natürlich gern, denn man gibt immer ein bisschen von seinem Herzblut mit ab und möchte, dass der Welpe auch im neuen Zuhause glücklich und zufrieden Leben kann.